Rosenkreuzer

Die ersten Erwähnungen über die Existenz einer Bruderschaft der Rosenkreuzer gehen auf den evangelischen Theologen und Dichter Johann Valentin Andreä (1586 - 1654) zurück. Von ihm und seinen Anhängern gingen auch die ersten Schriften der Rosenkreuzer aus, mit denen die Erneuerung von Kirche, Staat und Gesellschaft, auf der Basis der Harmonie zwischen Wissenschaft und christlichem Glauben, angestrebt wurde. Als Vorbild einer solchen Erneuerung führte er eine menschenfreundliche und geheime Bruderschaft ein, die auf einer literarischen Fiktion beruhte. Diese Bruderschaft sollte ursprünglich von einem zwischen 1378 und 1448 lebenden Christian Rosencreuz zum Zwecke der Kirchenreformation gegründet worden sein. Mystifizierend wirkte vor allem die angebliche Entdeckung des Grabes von Christian Rosencreuz im Jahre 1604 durch den geheimen Orden. Auf dem Grab soll mitten im Winter eine rote Rose geblüht haben. Dieser Mythos begründete das bis heute geltende Symbol der Rosenkreuzer, ein goldene Kreuz mit einer blühenden Rose.

Obwohl sich Andreä schon früh von der geheimen Bruderschaft distanzierte, wirkte seine Idee im Zusammenhang mit dem Aufkommen bürgerlicher Gesellschaften, wie dem Freimaurertum, weiter. Im 18. Jahrhundert gründete sich der “Orden der Gold- und Rosenkreuzer” in Deutschland, der an die naturphilosophische und mystischen Überlieferungen des 17. Jahrhundert anknüpfte. Der Öffentlichkeit unbekannte Rituale und Hochgrade, im Dunkel verborgene Anführer und das angebliche Wissen um verborgene Alchimistische Kenntnisse, wie die Umwandlung von einfachem Metall in Gold, gaben dem Orden einen geheimnisvollen und verschwörerischen Ruf. Dennoch gewann die Bruderschaft vor allem in Preußen an politischen Einfluss. Seine Mitglieder arbeiteten bis zum Verbot und der damit einhergehenden Auflösung des Ordens 1787 aktiv gegen die in Deutschland vorherrschende Aufklärung.

Die Tradition der Rosenkreuzer wurde erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts von verschiedenen neognostischen und okkulten Orden wie dem “Societas Rosicruciana in Anglia” 1866 und der “Hermetic Order of the Golden Dawn” 1888 wieder aufgenommen. Heute existiert neben einer Vielzahl von Splittergruppen, die weltweit größte Gesellschaft der Rosenkreuzer, der “Alte Mystische Orden vom Rosenkreuz” im Kalifornischen San Jóse. In Deutschland zählen vor allem die “Rosenkreuzer - Gemeinschaft” sowie die “Internationale Schule des Rosenkreuz/Lectorium Rosicrucianum” zu den größten und aktivsten Gesellschaften. Allen Gruppen gemeinsam ist der Anspruch, die wahren Nachfolger der ehemaligen Rosenkreuzer zu sein. Eng an die Anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners angelehnt, steht im Mittelpunkt der modernen und okkulten Lehre der Rosenkreuzer die Transfiguration, die besagt, dass die latent im Menschen vorhandenen göttlichen Kräfte geweckt und bis zur vollen Entfaltung der Göttlichkeit wirksam werden sollen.