Sekundärliteratur

Viele Comics werden der sogenannten Sekundärliteratur zugeordnet. Kennzeichnend für diesen speziellen Bereich innerhalb der Literatur ist das die Werke auf Quellen order Primärliteratur aufbauen.

Definiert ist die Sekundärliteratur als ein bestimmter Bereich der Literatur, der auf bereits bestehenden Werken aufbaut. Ein gutes Beispiel hierfür sind wissenschaftliche Studien, welche sich mit dem gleichen Thema beschäftigen, unterschiedliche Verfasser haben und dennoch aufeinander aufbauen. Als Primärliteratur wird das Ursprungswerk eines Dichters, Autors oder Wissenschaftler bezeichnet. Wird diese Primärliteratur von einem anderen Dichter, Autor oder Wissenschaftler bearbeitet oder Motive für das eigene Werk verwandt, so bezeichnet man das entstehende Werk als Sekundärliteratur. Ein besonders eingängiges Beispiel hierfür findet sich in der klassischen Literatur, Goethes Faust ist dabei die Primärliteratur. Faust diente zahlreichen Autoren und Wissenschaften als Grundlage für Forschungsarbeiten, Abhandlungen oder die in Faust enthaltenen Motive wurden weiterverwandt.

Im Bereich der Comics sprechen wir von Sekundärliteratur, wenn bereits bestehende literarische Motive oder Geschichten von einem anderen Autor als Grundlage für einen Comic verwandt wurden. Viele Literaturwissenschaftler halten diesen Umgang mit der Vorlage für sehr bedenklich, immerhin werden literararische Meisterwerke zu Bildergeschichten verarbeitet.

Auf den ersten Blick mag dies auch ein wenig vermessen wirken. Jedoch ist zu bedenken das vor allem angestaubte Klassiker, durch diese Überarbeitung eines Comicautors neues Leben erhalten. Oft werden die auch nur die Motive übernommen, also das was für die Geschichte kennzeichnend ist und die handelnden Personen. Der Text lehnt sich oft an die Vorlage an, ist aber meist durch eine moderne frische Sprache gekennzeichnet. Neben den altbekannten Motiven gelingt es dem Comicautoren meist auch, Bezüge zu aktuellen Themen herzustellen, sodass eine alte Geschichte plötzlich sehr aktuell ist.

Neben den klassischen Motiven der Literatur Liebe, Intrige und Mord wird so die Handlung erweitert, indem beispielsweise die Zeit vom Autoren geändert wird, in welcher die Geschichte spielt. So bekommt unser Beispiel von Goethes Faust völlig neue Aspekte, wenn die Geschichte vom Bösen und der Liebe nicht im Mittelalter sondern im ausgehenden 20. Jahrhundert spielt. So kann der Leser eines Comics eine alte Geschichte, die aufbereitet wurde, oft besser greifen und verstehen.

Zudem wird durch die Bearbeitung zum Comic ein völlig neuer Zugang zu klassischen Texten geschaffen, was vor allem Lehrer und Schüler freut. So ist der Klassiker Romeo und Julia von William Shakespeare in vielen Schulen Pflichtlektüre. Die Geschichte von Liebe und Intrige gefällt den meisten Kindern sehr gut, oft gibt es aber Verständigungsschwierigkeiten. Das liegt vor allem daran, dass Romeo und Julia in einer Sprache geschrieben wurde, die wir heute nicht mehr so einfach verstehen. Gut mag man jetzt denken, Romeo und Julia wurde in Englisch geschrieben was gibt es da nicht zu verstehen? Diese Frage ist berechtigt, dabei sollte jedoch bedacht werden, dass Sprache sich entwickelt. Formulierungen, welche im Mittelalter Alltagssprache waren, gehören heute einfach nicht mehr zum alltäglichen Sprachgebrauch. So kann die Umarbeitung eines solchen klassischen Textes zum Comic dazu beitragen, dass die Primärliteratur wieder vermehrt Beachtung findet.