Anemonen

Schon in der Antike wurden Anemonen erwähnt und zeichnerisch dargestellt. Die Verwendung zu medizinischen Zwecken geht auf Hippokrates zurück. Zahlreiche heute bekannte Anemonenarten kommen ursprünglich aus Italien und Südeuropa. Die Urform der Anemone wird jedoch im Himalaja und dem westlichen China vermutet. Im Jahre 1825 entdeckte der Pflanzenkundler Franz von Siebold in Japan eine bislang unbekannte Anemonenart. Die Japan Anemone gelangte binnen weniger Jahre nach England und Frankreich. Hier begann man die Pflanze mit der wilden Form der Anemone zu kreuzen. So entstanden zahlreiche uns heute bekannte Pflanzenarten.

Die Anemone zählt zu den Hahnenfußgewächsen, welche in zirka 150 Unterarten, vorwiegend auf der nördlichen Halbkugel, verbreitet sind. Man unterteilt Anemonen in vier Arten. Waldanemonen wachsen vorwiegend an geschützen Stellen und Rasenflächen. Gebirgsanemonen bevorzugen einen sonnigen, warmen Standort und kalkreiche Böden. Herbstanemonen sind Waldrandpflanzen mit hohem Nährstoffbedarf, welche sich gut als Trocken- oder Schnittblumen eignen. Knollenanemonen erreichen eine Höhe bis 40 Zentimeter und sind ebenfalls beliebte Schnittblumen. Das Buschwindröschen kündigt in unseren Breiten das Frühjahr an. Großflächig überzieht es den Boden der noch kahlen Laubwälder mit seinen weißen Blüten. Die sternförmigen blauen Blüten des Balkan Windröschens zeigen sich in den Monaten April und Mai. Die Pflanze kommt auch verwildert in Gärten vor. Das gelbe Windröschen erreicht eine Höhe von 30 Zentimetern und bringt pro Pflanze bis zu drei Blüten hervor. Die Südalpen, besonders die Dolomiten und die Region des Gardasees, sind die Heimat des Tiroler Windröschens. In Höhen von bis zu 3000 Metern wächst es auf Geröll und steinigen Wiesen. Aufgrund ihrer Blütenvielfalt und Anspruchslosigkeit sind Anemonen als Gartenblumen weit verbreitet. Besonders als Bodendecker unter Sträuchern und Gehölzen, sowie in Obstgärten und als Steingartenpflanze erfreuen sie sich großer Beliebtheit.

Anemonen vermehren sich durch Wurzelteilung und Myrmecochorie, eine Verschleppung der Samen durch Ameisen. Alle Arten der Pflanze haben im frischen Zustand durch das im Milchsaft enthaltene Protoanemonin eine leicht giftige Wirkung, welche sich durch Trocknen oder Erhitzen aufhebt. Rötungen und Blasenbildung können die Folge sein. Die Jäger Kamtschatkas nutzten Anemonen als Pfeilgift. Der frisch gepresste Saft findet in der Homöopathie Verwendung bei Gelenkrheuma und Magenentzündungen.

Die Anemone gilt als Symbol für Unschuld, Vertrauen und Vergänglichkeit. Bereits im Barock wurden die Pflanzen zu früh gestorbenen Kindern auf die Gräber gelegt. Anemonen stehen auch für Einsamkeit. Vermutlich weil die Seeanemone über Jahrhunderte die Seelen der ertrunkenen Seefahrer symbolisierte. Im christlichen Glauben gibt die Anemone als Sinnbild für das vergossene Blut der Heiligen ebenfalls einen Hinweis auf Krankheit und Tod. Der Name Anemone verweist auf die griechische Entsprechung “anemos” für Wind. Die Sage erzählt von Anemona, einer Nymphe am Hofe der Göttin Flora. Als sich Floras Gatte, Zephyr, Gott des Windes, in sie verliebt, verwandelt die eifersüchtige Ehefrau Anemona in eine Blume. Auf ihre frühe Blütezeit deuten Namen wie Osterblume oder Schneetröpferl. Bezeichnungen wie Quark- oder Speckblume können auf die Farbe der Blüten zurückgeführt werden.