Mauerblümchen

Das Mauer-Zimbelkraut wird umgangsprachlich auch als Mauerblümchen bezeichnet. Es gehört zu Familie der Rachenblütler und formt die Gattung der Zimbelkräuter. Die Stängel der krautigen Pflanze können nach oben klettern oder nach unten hängen. Ihre normale Wuchshöhe beträgt etwa fünf bis zehn Zentimeter, es können aber auch Stängel mit 20 oder gar 60 Zentimetern Länge auftreten.Über den herzförmigen Blättern der Pflanze liegen die Blüten. Diese sind weiß bis violett oder auch rot . Aus dem bevorzugten Standort an Mauern und Felsen leitet sich übrigens auch der Name des Mauerblümchens her. Ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, wurde es von dort aus bereits ab etwa 1500 in Europa als Zierpflanze verbreitet.

Traditionell wird das Mauer-Zimbelkraut auch als Heilpflanze verwendet. Um 1580 herum finden sich erste Erwähnungen in heilkundlichen Büchern. Als Hauptinhaltsstoff können heute Iridoide ausgemacht werden. Die Anwendungsgebiete für diese Pflanze sind vielfältig und betreffen vor allem den Bereich entzündlicher Infektionen und Wunden.

Das Mauerblümchen stellt eine Paradepflanze innerhalb der Botanik dar. Als eine der wenigen Exemplare überhaupt betreibt sie eine Form des negativen Fototropismus, das heisst eine entgegengesetzte Pflanzenbewegung aus dem Licht hinaus in den Schatten: Während der Samenreifung klettern die befruchteten Blüten in schattige Felsritzen oder Mauerspalten. An diesem schattigen und meist feuchten Standort finden die Samen optimale Bedingungen zur Reife vor. Diesem Vorgang entsprechend sind Mauerblümchen auch ideales Gewächs zur Bepflanzung von selbst angelegten Mauern. Weitere Anbaumöglichkeiten dieser Bodendecker sind die Bepflanzung von Gehölz und Ufern, von Steingärten oder in Kräuterbeeten. Mauerblümchen bevorzugen sonnige oder halbschattige Standorte, die nicht zu trocken sind. Der Boden sollte außerdem humos bis pöros sein. Für eine Ansiedlung zum Beispiel in einer Trockenmauer wird feuchtes Humus direkt in die Mauerritzen gegeben. Einmal angepflanzt, wachsen die fädrigen Triebe des Mauer-Zimbelkrauts sehr schnell. Es ist daher ideal für eine schnelle und flächendeckende Begrünung geeignet. Als winterfeste und pflegeleichte Pflanze steht das Mauerblümchen ganzjährig draussen und pflanzt sich von selbst fort. Seine Blüte treibt zwischen Juni und Oktober aus.

Im Volksmund ist das Mauer-Zimbelkraut als sogenanntes Mauerblümchen in die Geschichte eingegangen. Seit Jahrhunderten werden so Mädchen oder junge Frauen genannt, die extrem bescheiden und unauffällig wirken. Diese Symbolik hängt vermutlich mit der beschriebenen Wuchsrichtung und natürlich dem Standort des Mauerblümchens zusammen, das fernab der großen Wiesen und Beete wächst. Das Zurückziehen in die Mauerspalten wird dabei ebenfalls metaphorisch für das zurückhaltende Verhalten in einer Gruppe von Menschen gewertet.