Chicorée

Chicorée wird im Volksmund auch als Kattenworz bezeichnet. Es handelt sich um die Wilde Zichorie (Cichórium íntybus), auch als Gemeine Wegwarte bekannt. Die vielen landschaftlichen Namen wie Hindlauf, Hundsläufte, Wegweise, Sonnenwirbel, Wegleuchte oder Sonnendraht meinen alle die zumeist blau, gelegentlich auch rosa oder weiß, blühende Staude aus der Familie der Korbblütler (Compositae = Asteraceae).

Sie hat rau behaarte, hohle, zähe, seitwärts abstehende Stängel von etwa dreißig bis hundertundfünfzig Zentimeter Länge. Diesen umfassen kleine, schwach gezahnte oder ganzrandige, lanzenförmige Blätter. Hingegen sind die Blätter der Grundrosette tief fiederteilig und auf der unteren Seite geborstet. Die bevorzugten Standorte der Zichorie sind die Ränder trockener Wiesen und Äcker, an Wegen und sonstigen wasserarmen, kalkhaltigen Stellen. Insgesamt kann sie bis zu zwei Meter hoch werden. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst nahezu alle Erdteile. Die Pflanze ist in hiesigen Breiten von Juli bis September recht häufig zu finden und blüht im Spätsommer. Die Blüten sind lediglich von kurz nach Aufgang der Sonne bis zum frühen Nachmittag geöffnet. Sie bestehen nur aus so genannten Zungenblüten. Die Blütenkörbchen sind drei bis vier Zentimeter groß. Sie werden von zwei Reihen stehender, drüsenhaariger Hüllblätter umgeben.

Der Chicorée liefert in seinen langen Pfahlwurzeln einen behelfsmäßigen, nicht vollwertigen Ersatz für Kaffee, der keine stimulierenden oder psychoaktiven Wirkstoffe enthält. Dazu wird die Pflanze seit dem neunzehnten Jahrhundert von Menschen angepflanzt. Chicorée gilt bereits seit mehreren tausend Jahren als Heilpflanze. Nicht zuletzt daher kommt er auch in Mythen vor. So wird erzählt, daß die keltischen Druiden nur befugt waren ihn zu pflücken, wenn sie einen nüchternen Magen hatten. Von der Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179), und von dem Botaniker Hieronymus Bock (1498 bis 1554) ist bekannt, daß sie zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten erwähnten. Zu Heilzwecken wird die Pflanze im Juli während der Blüte geerntet und an einem luftigen Ort getrocknet. Die Wurzeln werden dazu erst im späten Herbst ausgegraben, zerschnitten und getrocknet. Von Interesse sind hierbei Inhaltsstoffe wie Bitterstoffe, Gerbstoffe, Kohlenhydrate, Cichoriumsäure und Mineralsalze. Heutzutage finden Pflanzenauszüge des Chicorée in der Kosmetikbranche, vor allem ihrer feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften wegen, Verwendung.

Der in der Küche verwendete Chicorée ist im Winter ein bedeutender Träger von Vitaminen. Er ist arm an Kalorien und besonders Reich an Mineralstoffen. Seine gebräuchliche Form erhält er durch die im neunzehnten Jahrhundert entwickelte Kulturmethode: die Wurzeln werden zwar draußen gezogen, dann aber lichtundurchlässig verpackt. Dadurch bleiben sie farblich ganz hell, entwickeln aber auch weniger Bitterstoffe. Dazu werden die Wurzeln wie Möhren im Herbst mit Sand bedeckt, damit die im Winter erscheinenden neuen zarten Knospen quasi unterirdisch heranwachsen können, bis sie etwa zwanzig Zentimeter Länge erreichen.

In der modernen Nahrungsmittelindustrie wird Chicorée massenhaft hergestellt. Zunächst erfolgt im Mai die Aussaat, um eine Wurzel heranzuziehen. Diese wird zwischen September und November geerntet. Dann werden sie in gekühlten Räumen bis zu acht Monaten gelagert, wodurch die Herstellung von Chicorée ganzjährig ermöglicht wird. In Kisten treiben die aufrecht gelagerten Wurzeln im Dunkeln daraufhin bis zu fünfundzwanzig Tage lang aus. Vor dem Vertrieb werden die Triebe von den Wurzeln abgemacht und in der Regel nach Entfernen der Außenblätter verpackt.