Schweiz

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund hat eine lange Tradition, die Ende des 19. Jahrhunderts begann. Die Kernziele der Gewerkschaften in der Schweiz waren sehr geprägt von Sozialprojekten, die den Arbeitnehmern einen sozialen Mindeststandart gewährten. Wie in anderen europäischen Ländern auch, spielen gesellschaftspolitische und kirchliche Weltbilder in den Organisationen eine zentrale Rolle. So orientiert sich der SGB an den Leitbildern der sozialen Gerechtigkeit, der Solidarität und der Freiheit. Wichtig ist auch der Aspekt der sozialen Würde im Arbeitsleben. Vor allem gegenüber der Politik ist der Gewerkschaftsbund als Sprachrohr der ArbeiterInnen tätig. Im Schweizerische Gewerkschaftsbund sind 16 Einzelgewerkschaften organisiert, die rund 380.000 Mitglieder repräsentieren. Im Vergleich zu anderen Ländern in Europa sind allerdings weniger Menschen in Gewerkschaftsorganisationen tätig. Zu den Mitgliedsgewerkschaften des Schweizerische Gewerkschaftsbundes gehören unter anderem: der Schweizer Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband (SEV); der Schweizer Verband des Personals öffentlicher Dienste (SPOD); der Personalverband des Bundes (PVB) oder der Schweizer Bankpersonalverband (SBPV). Der Schweizerische Gewerkschaftsbund hat immer wieder viele Initiativen gestartet, auch zur Meinungsbildung bei Volksentscheidungen. Stellungsnahmen veröffentlicht der Gewerkschaftsbund zu allen relevanten Themen der Schweizer Gesellschaft.

Seit dem Jahr 2003 gibt es die neue Gewerkschaftsdachorganisation mit dem Namen Travail.Suisse. Die neue Gewerkschaft ist ein Zusammenschluss früher Gewerkschaftsorganisationen, unter anderem der christlich-nationalen Gewerkschafter. Travail.Suisse orientiert sich an den christlichen und sozialen Werten und sieht sich als eine parteiunabhängige Gewerkschaftsorganisation, die sich den neuen Herausforderungen in Gesellschaft und Wirtschaft stellt. Insgesamt repräsentiert die Gewerkschaft mit Sitz in Bern rund 170.000 Mitglieder. Wichtig ist auch hier, die Interessen der Arbeiterschaft gegenüber den politischen Kompetenzträgern zu vertreten. Zu den Mitgliedern gehören unter anderem: die Syna - Angestellte Schweiz, Hotel & Gastro Union; der Personalverband der Bundeskriminalpolizei oder auch der Verband der Fachhochschuldozierenden in der Schweiz. Darüber hinaus vertritt die Organisation auch die Interessen des Verbandes der ungarischen christlichen ArbeitnehmerInnen. In der Schweiz gibt es auch Gewerkschaften, die unabhängig von den großen Gewerkschaftsdachorganisationen wirken. Eine Gewerkschaft, die zum Beispiel für die Medienschaffenden sich einsetzt, ist die Comedia, die ihren Hauptsitz in Bern hat. Der Schweizerische Lehrerinnenverein gibt es schon seit dem Ende 19. Jahrhunderts. Traditionell gibt es auch klassische Industriebranchengewerkschaften, wie die jetzige Gewerkschaft Industrie, Bau, Gewerbe und private Dienstleistungen (Unia). In der Schweiz hat es gerade in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends viele neue Kooperationen oder Zusammenschlüsse zwischen den Einzelgewerkschaften gegeben. Diesen Trend, der auch zur Stärkung der politischen Einflussnahme dient, hat man auch in den deutschsprachigen Nachbarländern nachvollziehen können.