Judentum

Das Judentum ist zahlenmäßig eine kleinere Religion als das Christentum, der Islam oder der Hinduismus. Trotzdem hat das Judentum eine wichtige Stellung in den Weltreligionen. Heute gibt es rund 13-15 Millionen Juden, die vor allem in den USA und Israel leben. Dem Holocaust fielen rund sechs Millionen Menschen zum Opfer. Heute leben in Deutschland rund 100.000 Juden. Zentrale Instanz in Deutschland ist der Zentralrat der Juden in Deutschland. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts ist unter anderem für die Förderung und Pflege der religiösen und kulturellen Aufgaben der jüdischen Gemeinden zuständig und ist auch die politische Interessensvertretung der jüdischen Gemeinden in Deutschland. Übergeordnete Organisation ist der European Jewish Congress in Paris. Die geringere Anzahl von Gläubigen im Judentum lässt sich vor allem auch erklären durch den fehlenden Missionarsansatz der Religion. Die Missionierung hat vor allem das Christentum und den Islam viele neue Gläubige weltweit gebracht. Im Judentum kennt man nicht den Klerus oder ein zentrales geistliches Oberhaupt wie den Papst, sondern es wird die schriftliche Lehre über Rabbiner in die Gemeinden gebracht. Die jeweiligen Gemeindevorsteher kümmern sich um die vielfältigen öffentlichen Belange und auch die persönlichen Alltagdinge.

Die heilige Schrift der Juden ist der Tanach. Der Tanach besteht aus drei Hauptteilen: die Tora, die Prophetenbücher Neviim und die Ketubim. Alle Bücher sind als Wort Gottes im Christentum übernommen worden. Die Thora umfasst die fünf Bücher Mose, die im Christentum in das Alte Testament übernommen wurden. Die Thora ist seit 2500 Jahren das wesentliche Element des Judentums und regelt viele Aspekte des jüdischen Alltags. Auch die frühe Geschichte des Volkes Israel wird in der Thora wiedergegeben. Für die orthodoxen Juden steht die Thora für das wahre Wort Gottes, das Gott vor rund 3000 Jahren an Mose auf dem Berg Sinai weitergab. Nach dem Tanach ist der Talmud das zweitwichtigste Schriftwerk des Judentums. Der Talmud liegt in zwei großen Ausgaben vor, die bekannteste Ausgabe ist der Babylonische Talmud. Der Talmud ist sehr umfangreich und beinhaltet die rabbinische Auslegung der Thora und der Gesetze. Unter anderem enthält der Talmud auch mehrere Erwähnungen von Jesus von Nazareth und gibt Hinweise für seine wahre Existenz. Die Basis für den Talmud legt die Mischna, eine Sammlung von Überlieferungen des Rabbinischen Judentums. Das Rabbinische Judentum ist eine Bezeichnung für das organisierte Judentum zu Zeiten von Jesus von Nazareth.

Es gibt heute verschiedene Strömungen im Judentum mit vielen Auffassungen von Frömmigkeit, zum Beispiel das Orthodoxe Judentum, das Ultra-Orthodoxe-Judentum, das Liberale Judentum und das Konservative Judentum. Die unterschiedlichen Strömungen führen zu unterschiedlichen Glaubensprinzipien und religiösen Alltagsriten. Fast alle heutigen Juden folgen aber dem Talmud und dem Mischna und den überlieferten jüdischen Gesetzen. Für die orthodoxen Juden ist die Thora die unmittelbare Schrift zu Gott. Die liberaleren Juden interpretieren die Thora mehr in die moderne Zeit. Die jüdischen Schriften und die Gesetze sehen die liberalen Kreise im Judentum als von Menschen ausgelegt und veränderbar. Das Konservative Judentum ist vor allem in den USA sehr stark positioniert und geht einen Mittelweg zwischen den orthodoxen und progressiven Strömungen im Judentum. Die Wahrung der jüdischen Traditionen spielt in den USA eine Schlüsselrolle. Das Leben der deutschen Juden ist stark auch an der orthodoxen Strömung angelehnt. In Israel sehen sich viele Juden als weltoffene Juden und Traditionalisten. Orthodoxe und ultra-orthodoxe Juden stellen kleinere Gemeinschaften dar.