Der Hinduismus ist die drittgrößte Weltreligion und eine sehr rätselhafte Religion, die weniger von Dogmen geprägt ist, als zum Beispiel die abrahamistischen Religionen, die eindeutige Propheten und Lehren haben. Der Hinduismus wurde als Religion erst durch die britischen Besatzer im 19. Jahrhundert begrifflich als Religion definiert. Früher stand der Begriff für indische Bürger, die keine Muslime waren. Die Geschichte des Hinduismus reicht zurück in eine 4000 Jahre alte Geschichte vor Christi, die im heutigen Indien und Pakistan begann. Die Religion war vor allem geprägt von vielen unterschiedlichen Gottheiten, die Tiere, Pflanzen oder auch mystische Wesen sein konnten. Der Hinduismus wurde rund 2000 bis 1500 v. Chr. auch geprägt vom Volk der Arier, die ursprünglich als Nomadenvolk aus den zentralasiatischen Steppen in den indischen Subkontinent eindrangen und zum Beispiel kriegerische männliche Gottheiten mitbrachten. Der indische Zweig der Arier sprach Vedisch, eine indogermanische Sprache. Die ältesten Schriften dieser Zeit sind die Veden. Veden prägen den Hinduismus bis heute. Es gibt insgesamt vier Veden, grundlegende hinduistische Schriften, die viel umfangreicher sind als zum Beispiel die Bibel. Die Veden haben keinen Verfasser und sind zuerst mündlich überliefert worden und wurden erst im 5. Jahrhundert nach Christi schriftlich festgehalten. Bei den Texten handelt es sich auch um gehörte Texte, die als zeitlose Offenbarung verbindlich festgelegt wurden. Diese verbindlichen und zeitlosen Offenbarungen nennt man Shrutis. Das Hören von zeitlosen Offenbarungen war in Indien in der Anfangszeit wesentlich wichtiger als das niederschreiben. Das Überliefern von mündlichen Offenbarungen war besonders wichtig und musste genau gelehrt werden, so dass sich sehr enge Bindungen von Meistern und Schülern ergaben.
Es gibt verschiedene Gottheiten, die durch die Veden überliefert und niedergeschrieben wurden, zum Beispiel Agni (Gott des Feuers), Varuna (Gott des Todes, Vishnu (Schöpfer und Bewahrer) oder Surya (Gott der Sonne). Der Hinduismus wurde auch von anderen Religionen wie dem Buddhismus oder dem Islam, der muslimischen Eroberer ab dem Jahr 711, geprägt. Man kann im Hinduismus keine eindeutige Glaubensstruktur festmachen, wie zum Beispiel im Christentum oder dem Islam. Viele Götter werden sehr liberal nebeneinander toleriert. Viele Hindus glauben an viele Götter, die alle ihre Daseinsberechtigung haben. Es gibt auch gläubige Hindus, die an einen zentralen Schöpfer glauben. Wiederum andere glauben nicht an Götter und glauben an das Göttliche in jedem Menschen. Man muss deshalb den Hinduismus sehr differenziert sehen und kann eher von Weltanschauungen in den Gruppen reden. Die Sikhs glauben zum Beispiel an einen Schöpfergott. Sie verehren das heilige Buch Guru Granth Sahib. Die Religionsgemeinschaft ist im nördlichen Teil Indiens in Punjab entstanden. Der Gründer und Religionsstifter war Guru Nanak, dem andere Gurus bis ins 18. Jahrhundert folgten. Es gibt weltweit rund 23 Millionen Sikhs.
Es gibt im Hinduismus drei große Strömungen. Der Vishnuismus ist eine Hauptrichtung des Hinduismus, der als Gottheit Vishnu verehrt. In der hinduistischen Richtung geht die Welt und ihre Erscheinung auf ein Prinzip zurück. Im Shivaismus spiel die Gottheit Shiva die zentrale Rolle. Der Shivaismus besteht aus komplexen philosophischen und theologischen Systemen und beinhaltet auch kultische Handlungen. Die hinduistische Glaubensrichtung ist vor allem im südlichen Indien in Kaschmir sehr verbreitet. Millionen von Indern glauben an Shiva und Vishnu. Die dritte Hauptrichtung des Hinduismus ist der Shaktismus. In der Religion ist die weibliche Urkraft des Universums Shakti. Die Stellungen der Göttinnen sind aber in den Kulten unterschiedlich. Es können eine oder mehrere Göttinnen das Heilsgeschehen auf der Erde beeinflussen. Insgesamt gibt es rund 900 Millionen Anhänger des Hinduismus, auch in Pakistan, Nepal, Bali, Sri Lanka oder Bangladesch.