Polen

Polen ist seit dem Jahr 2004 Mitglied der EU und das größte und einflussreichste Land der neuen EU-Oststaaten. In Polen fanden im Juni 1989 die ersten freien Wahlen im ehemaligen Ostblock statt. Der gesellschaftliche und politische Umschwung wurde die polnische Gewerkschaft Solidarność, unter Gewerkschaftsführer Lech Wałęsa, vollzogen. Der Gewerkschaftsführer und Friedensnobelpreisträger war maßgeblich an den Einführungen eines demokratischen und marktwirtschaftlichen Systems in Polen beteiligt. Im Wahljahr 1989 gewann das Bürgerkomitee Solidarność alle freiverfügbaren Parlamentsplätze und es wurde der erste nicht-kommunistische Regierungschef seit 1945 gewählt. Um eine funktionierende Marktwirtschaft zu unterstützen, wurde der sogenannte Balcerowicz-Plan umgesetzt, benannt nach dem polnischen Wirtschaftswissenschaftler Balcerowicz, der damals als Finanzminister in der Regierung war. Polen ist seit dieser Zeit eine parlamentarische Demokratie mit zwei Kammern und einem Senat. Die Jejm, das Unterhaus des Parlaments, ist vergleichbar mit dem Deutschen Bundestag und hat 460 Abgeordnete. Der Senat besteht aus 100 Abgeordneten und hat eine beratende Funktion in der Gesetzgebung. Gewählt wird alle vier Jahre. Es gibt für das Parlament eine fünf Prozent-Klausel für Parteien und ein acht Prozent-Klausel für Parteizusammenschlüsse. Das Parlament hat in Polen eine sehr starke Position, so muss sich zum Beispiel jede neuernannte Regierung innerhalb von 14 Tagen nach der Wahl einem Vertrauensvotum des Parlaments stellen. Ministerpräsident und Minister werden durch den Staatspräsidenten ernannt.

Polen hat traditionell eine enge Bindung zu Deutschland. Gerade die polnische Politik ist vom großen Interesse für Deutschland, auch in Bezug auf die Europapolitik. Polen und Deutschland verbindet eine rund 467 Kilometer lange Grenze. In Polen leben rund 38 Millionen Menschen. Rund 90 Prozent sind römisch-katholisch. Man schätzt, dass es rund 20 Millionen polnisch-stämmiger Menschen im Ausland gibt. Zur Minderheitsbevölkerung gehören nach der Volkszählung 2002 rund 150.000 Deutsche. Es gibt in Polen rund 173.000 Schlesier, die sich weder zur polnischen noch deutschen Staatsangehörigkeit zugehörig füllen. Rund 150.000 Oberschlesier gaben die deutsche Nationalität bei der Volkszählung an. Die wichtigste Wirtschaftsregion in Polen ist das Oberschlesische Industriegebiet, wo vor allem die Schwerindustrie und der Steinkohlebergbau beheimatet sind. Hier leben rund 2,8 Millionen Menschen. Bekannte Städte in der Region sind Kattowitz, Gliwice, Jaworzno, Zabrze, Tychy oder Sosnowiec. Die größte Stadt der Region ist Kattowitz mit rund 315.000 Einwohnern. Der andere große Wirtschaftsraum ist die Dreistadt nahe der Danziger Bucht mit den Städten Gdańsk (Danzig), Gdynia (Gdingen) und Sopot (Zoppot). Die Hauptstadt Warschau ist die achtgrößte Stadt in Europa mit rund 1,7 Millionen Einwohner. Die Metropole an der Weichsel ist das wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum Polens und in der Agglomeration leben rund 3,5 Millionen Menschen. Rund 15 Prozent des polnischen BIP werden hier erwirtschaftet.

Polen ist vor allem auch ein Transitland von Ost nach West und von Norden nach Süden. An der Verbesserung der Infrastruktur, vor allem dem Ausbau der Autobahnen und Schnellstraßen, wird ständig gearbeitet. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist Polen nach dem BIP im Jahr 2008 auf Platz 18. Im Jahr 2012 soll der Euro in Polen eingeführt werden. Es gibt in Polen Befürworter und Gegner der schnellen Einführung der Gemeinschaftswährung. Rund 80 Prozent des Exports und fast 70 Prozent des Imports werden heute über die EU abgewickelt. Ein Euro wird heute zu rund 4,5 PLN gehandelt. Der Złoty ist die Währung in Polen. Die Prognosen für ein weiteres Wirtschaftswachstum in Polen nach der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2008/09 sehen Experten bereits im Jahr 2010. Bezüglich der Arbeitsmarktfreizügigkeit haben Ländern wie Deutschland oder Österreich mit dem neuen EU-Staat zahlreiche Sonderabkommen. Erst im Jahr 2011 sollen die deutschen und österreichischen Märkte für polnische Abhängigkeitsbeschäftigte ganz geöffnet werden. Vor allem bei der Saisonarbeit nimmt allerdings das Interesse an Jobs in der deutschen Landwirtschaft in Polen ab. Andere Länder der EU haben den Arbeits- und Bildungsmarkt für Polen bereits ganz geöffnet.