Fundierte Kritik an Gesellschaftsformen hat in der Geschichte vor allem zu neuen demokratischeren Systemen geführt. Es gibt heute viele Themen, die unter dem Oberbegriff Gesellschaftskritik fallen. Von zentraler Bedeutung in der öffentlichen Gesellschaftskritik sind heute vor allem die Grundthematiken Globalisierung und Informationszeitalter. Man hat heute auch eine neue Kapitalismuskritik, die sich vor allem in Richtung unternehmerischer Verantwortungen in internationalen Konzernen richtet. Vor allem die Manager stehen in der öffentlichen Kritik, denen zu oft der fehlende Weitblick in wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Sicht vorgeworfen wird. Oft bemängelt wird auch die zu freizügige Auslegung der sozialen Wirtschaft. Durch den Börsen-Boom und andere New-Economy- Gruppenzwänge ist die Soziale Marktwirtschaft kurzzeitig aus dem Gedächtnis verschwunden und tauchte erstaunlicherweise erst wieder nach dem Wirtschafts-Crash auf. Plötzlich schreien die Konzerne und millionen- und milliardenschweren Unternehmer und glücklosen Erben wieder nach dem Staat, der sich allerdings schwertut mit der Pflegschaft der alten und unwirtschaftlichen Subjekte und Objekte. Große öffentliche Besorgnis herrscht auch in Bezug auf das Gemeinwohl, das immer mehr Menschen, vor allem jüngere und ältere Menschen, ausschließt. Diese Ausgrenzung von so großen Gesellschaftsschichten kann langfristig verheerende Folgen haben, vor allem in Deutschland, wo sich eine Wirtschaftsdemokratie ausgebildet hat, die lange nicht so gefestigt ist wie in anderen demokratisch gewachsenen Ländern. Eine generelle Kritik richtet sich seit Jahren auch an die Politiker. In den letzten Jahren ist eine große Politikverdrossenheit aufgetaucht, die sich auch mit politischen und medialen Animationen nicht verändern ließ. Vor allem haben viele Menschen das Gefühl, das persönliche Image-Inszenierungen heute wichtiger sind, als fachgerechte poltische Auseinandersetzungen. Gerade auch die EU bekommt viel Gegenwind seitens der europäischen Bürger. Die Bürger haben häufig das Gefühl, dass Europa nur noch ein Verwaltungsgigant ist, der weitab der Bürgernähe beheimatet ist. Vor allem aber im europäischen Parlament wird in den Fachausschüssen viel sachbezogener gearbeitet, als in manchen nationalen Parlamenten, wo vor allem mehr oder weniger belustigende Parteikonflikte ausgetragen werden.
Zu den fast schon klassischen Gesellschaftskritiken gehört die Kritik an der Konsumgesellschaft. Es gibt verschiedene weltanschauliche und religiöse Betrachtungsweisen in Bezug auf die negativen Auswirkungen der Konsumgesellschaft. Vor allem das zentrale Thema Entfremdung wird immer aufgeführt. Begriffe wie Warenfetischismus oder Ressourcenverschwendung tauchen in der Diskussion immer wieder auf. Tatsächlich muss ein Umdenken stattfinden, hin zu einem ökologisch und ökonomisch sinnvollen Konsumverhalten, das organisch gewachsene Beziehungen zwischen Mensch, Arbeit und Produkt reflektiert. Eine im Kontext stehende Gesellschaftskritik bezieht sich auf die Überflussgesellschaft. Kritik richtet sich auch an die Erlebnisgesellschaft, die vor allem die Glückseligkeit als oberstes Ziel hat. Vor wenigen Jahren wurde vor allem Kritik an der Spaßgesellschaft laut.
Die Spaßgesellschaft hat seit dem neuen Jahrtausend ihr Ende gefunden, als zunehmend wirtschaftliche Probleme den Alltag auch von jungen Menschen beeinflussten. Die Spaßgesellschaft wurde von vielen in den 1990er Jahren als kulturpessimistische Perspektive gesehen. Die Kritik an gängigen Gesellschaftsformen und -werten hat in der Nachkriegszeit auch positive Veränderungen gebracht. Vor allem sind neu soziale Gruppen entstanden. Es haben sich zum Beispiel die Frauen, Schwulen und Lesben in der Gesellschaft weiterentwickelt. Auch soziale Gruppen, die sich mit den Umweltproblemen öffentlich auseinandersetzen, haben sich stark in der Gesellschaft positioniert. Ebenfalls ist die Friedensbewegung eine feste Größe im Nachkriegs-Deutschland geworden. Viele Bürger-Initiativ-Bewegungen sind entstanden. Gerade auf kommunaler Ebene sind viele neue politische Gruppierungen entstanden.