Rechtschreibreform

Die Rechtschreibreform sorgte für Diskussionen, die bis zum heutigen Tag anhalten. Dies änderte jedoch nichts an der endgültigen Einführung des überarbeiteten Regelwerks ab August 2006, welches ein Jahr später für alle deutschen Schulen verbindlich wurde. Nach mehreren Übergangsphasen gilt die Rechtschreibreform ab August 2007 als abgeschlossen. Das bedeutet: Wörter, die vorher noch als richtig akzeptiert wurden, können nun fehlerhaft sein. In Österreich und der Schweiz gelten andere Übergangsfristen. Luxemburg nimmt nicht an der einheitlichen Handhabung teil.

Bereits 1996 begannen ernsthafte Überlegungen zur Veränderung der deutschen Rechtschreibung. Auf der Wiener Konferenz im Juli des gleichen Jahres wurde in Form einer Absichtserklärung die Neuregelung beschlossen. Diese sollte ab August 1998 wirksam werden und zunächst in einer Übergangszeit bis 31. Juli 2005 probeweise zu Anwendung kommen. Gleichzeitig sollte auf Vorschlag der Kultusministerkonferenz, welche auch die Absichtserklärung unterzeichnet hatte, eine Kommission für die deutsche Rechtschreibung gebildet werden. Diese bekam die Aufgabe, die einheitliche Anwendung der Neuregelungen zu beobachten und auf diese hinzuwirken. Nachdem die ersten Vorschläge und Entwürfe auf herbe Kritik stießen, lag 1998 nach etlichen Nachbesserungen die endgültige Fassung der neuen Rechtschreibung für die Einführung an deutschen Schulen vor. Infolge fortwährender Kritik an der Rechtschreibreform bildete sich im Dezember 2004 der Rat für deutsche Rechtschreibung mit Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aus Liechtenstein, der Deutsprachigen Gemeinschaft Belgiens und der Autonomen Provinz Bozen - Südtirol. Der Rat übernahm die Aufgabe, für eine einheitliche Rechtschreibung im deutschsprachigen Raum zu sorgen und das erarbeitete Regelwerk durchzusetzen.

Bei vielen Menschen hinterlässt die Rechschreibreform den Eindruck einer Zwangsreform. Andere sehen dies alles nicht so verbissen, sie schreiben weiterhin so, wie sie es gewohnt waren. Allerdings besteht nicht immer die Möglichkeit, alle Neuerungen zu ignorieren. Sobald jemand den privaten Sektor verlässt, befindet er sich schon mittendrin und wird sich früher oder später mit den Veränderungen in der Rechtschreibung auseinandersetzen. Eltern mit schulpflichtigen Kindern kommen ohnehin nicht darum herum, wenn sie bei den Hausaufgaben helfen wollen. Wer eine Annonce aufgeben will, steht vor der Frage, ob sie nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung erscheinen soll, ob das Du groß oder klein geschrieben wird und an welchen Stellen ss statt ß stehen muss. Wer am Computer arbeitet, wundert sich, wie oft in einem Text Wörter rot unterstrichen erscheinen, weil das Programm sie als Fehler deutet. Spätestens hier steht eine Entscheidung an, wie weiter verfahren werden soll. Auf jeden Fall helfen diese Textverarbeitungsprogramme, sich an die Regelungen zu gewöhnen. Trotz Kritik und Widerstreben setzt sich die neue Schreibweise durch.

Zu den wichtigsten Neuerungen zählen Veränderungen in der Groß- und Kleinschreibung, neu Kommaregeln und veränderte Regeln für die Getrennt- und Zusammenschreibung. Außerdem gehören Festsetzungen für die Silbentrennung am Zeilenende, Schreibung von ss statt ß und eine Liste von neu zu schreibenden Wörtern dazu. Die Schreibung von zusammengesetzten Wörtern mit Bindestrich sowie die Aneinanderreihung von mehr als zwei gleichen Konsonanten hintereinander sind ebenfalls geregelt.

Es gab im Verlauf der Geschichte schon einige Rechtschreibreformen im deutschsprachigen Raum. Bei Exkursionen in Museen, alten Burgen und Schlössern tauchen regelmäßig Gegenstände mit Beschriftungen sowie Bücher mit einer für die heutige Zeit fremd anmutenden Schreibweise auf. Auch Inschriften auf alten Grabsteinen und Häuserportalen lassen sich noch finden. Sicher kennen noch manche Menschen die Haushaltswäsche und das Geschirr aus Großmutters oder Urgroßmutters Zeiten, die ebensolche Verzierungen mit Schriften nach alter Weise trugen. Zahlreiche Veröffentlichungen gibt es zu dem Thema Rechtschreibreform. Wörterbücher nach den neuen Regeln liegen von Duden und Wahrig in überarbeiteter Ausgabe vor. Arbeitsblätter, Online - Materialien sowie digitalisierte Anleitungen und Nachschlagewerke helfen bei der Orientierung und gehören zumindest für Lehrkräfte zum unerlässlichen Handwerkszeug.