Selbsthilfegruppen

Man schätzt, dass bis zu zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland in Selbsthilfegruppen oder -organisationen tätig sind. Vor allem der Informations- und Erfahrungsaustausch spielt eine zentrale Rolle bei den selbstorganisierten Gruppen. Die Selbsthilfegruppen sind eine praktische Lebenshilfe für viele Menschen und geben sozialen Halt und Motivation die Dinge in die Hand zunehmen. In vielen Fällen sind Selbsthilfegruppen als Verein eingetragen und haben auch in der Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Funktion. Durch die Öffentlichkeitsarbeit werden die Probleme in die Medien getragen und andere Menschen für die Probleme sensibilisiert. Selbsthilfegruppen können unter gewissen Umständen nach Fünften Sozialgesetzbuch staatliche Förderungen erhalten, zum Beispiel für die Räume. Viele der Gruppen sind als lose Selbsthilfegruppen ohne rechtlichen Status tätig. Ehrenamtliche Mitarbeiter spielen in den Gruppen eine wichtige Rolle. Selbsthilfegruppen gibt es schon lange in Europa und sind vor allem aus der Frauen- und Jugendbewegung hervorgegangen. Auch die Abstinenzbewegung, Ende des 19. Jahrhunderts, hat viele Gruppen hervorgebracht. Bis heute gibt es noch viele Selbsthilfegruppen zu den Themen Alkohol und Sucht. Gerade in der Suchttherapie bei alkoholkranken Menschen spielen die Selbsthilfegruppen eine Schlüsselrolle. Eine der bekanntesten Selbsthilfegruppen sind die Anonymen Alkoholiker, die als nationale und internationale Selbsthilfegruppe organisiert ist. Die Abstinenz vom Alkohol ist das Kernziel der Gruppen, die sich in den Städten regelmäßig treffen.

Der Grundlagentext der AA ist im Blauen Buch niedergeschrieben, das von den beiden US-amerikanischen Gründern 1939 in den USA veröffentlicht wurde. Das kommunizierte 12-Schritte-Programm zur Abstinenz wird heute auch teilweise auf andere Suchtformen übertragen. Das Thema Krankheit spielt generell bei den Selbsthilfegruppen eine große Rolle. Für Menschen mit schweren Krankheitsleiden stellen die Selbsthilfegruppen eine wichtige Stütze dar, um mit der Krankheit offensiv umzugehen. Eigeninitiative wird besonders durch die Selbsthilfegruppen geprägt. Man sieht die Selbsthilfegruppen heute als ein wichtiges Instrument in der Gesundheitsförderung an. Die gesetzlichen Krankenkassen können die gesundheitlichen Selbsthilfegruppen und -organisationen nach dem Sozialgesetzbuch V. unterstützen. Auch die Rentenversicherungsträger oder die Kommunen unterstützen ebenfalls die Selbsthilfegruppen. Sehr umstritten ist das Engagement von Unternehmen bei den Selbsthilfegruppen. Es gibt heute viele Selbsthilfeorganisationen zu Krankheiten wie Krebs, AIDS, Diabetes, Rheuma oder Neurodermitis, die von den Krankenversicherungen unterstützt werden. Die Selbsthilfeorganisationen tragen sehr viel zur Aufklärung über die Krankheiten bei und kommunizieren die Inhalte über das Netz. Die großen Organisationen sind im Bund und den Ländern organisiert.

Selbsthilfeverbände sind auch für Menschen mit einer Behinderung sehr wichtig, um einen sozialen Anlaufpunkt zu haben. Oft sind in den Selbsthilfegruppen und -organisationen Angehörige der Betroffenen tätig. Viele der Selbsthilfeorganisationen finanzieren sich zum Teil über Mitgliedsbeiträge oder Spenden. Die Selbsthilfegruppen könnten ohne diese Gelder teilweise ihre professionelle Arbeit nicht leisten. Inzwischen sind die Selbsthilfegruppen in der Gesundheitspolitik eine feste Größe und werden bei der bundesweiten Gesundheitspolitik in Berlin gehört. Teilweise gibt es in den Selbsthilfeorganisationen auch Arbeitsgemeinschaften, die sachorientiert an Lösungsvorschlägen arbeiten. Über das Internet bekommt man heute viele Informationen zu den Selbsthilfeorganisationen und den Beratungsangeboten.