Pilze

Selbst gefundene Waldpilze sind frisch und billig, unübertrefflich im Geschmack, doch bergen sie beim Verzehr ein gewisses Risiko. Alljährlich zur Pilzsaison häufen sich die Meldungen über folgenschwere Vergiftungen unter den Sammlern. Ähnlichkeiten zwischen giftigen und essbaren Pilzen bringen selbst Pilzkenner mit jahrzehntelanger Erfahrung manchmal in Verlegenheit. Horrormeldungen über einen hohen Schwermetallgehalt tragen auch nicht dazu bei, die Sammelleidenschaft zu erhöhen. Eine bessere Wahl ist der Kauf frischer Pilze auf dem Markt, doch meist sind sie sündhaft teuer. Deshalb kam der Wunsch auf, Pilze im eigenen Garten zu züchten. Viele Pilzarten, wie Trüffel, Steinpilz oder Pfifferling lassen sich nicht kultivieren, aber die Palette der im Handel erhältlichen Sorten ist trotzdem vielfältig. Die heutigen modernen Zuchtbetriebe ermöglichen Hobbygärtnern, ertragreiches, einfach zu verarbeitendes Brutmaterial zu verwenden. Alles begann mit dem wohl ältesten Speisepilz, dem Zuchtchampignon, der bereits im 17. Jahrhundert in Paris angebaut wurde. Direkt von der Tafel des Sonnenkönigs gelangte die Delikatesse nach Deutschland. Nach und nach gesellten sich neue Sorten hinzu und heute bringen preiswerte Komplettpackungen mit einfacher Gebrauchsanleitung ertragreiche Ernten.

Bei der Gestaltung eines Pilzgartens ist eine schattige Lage angebracht. Geeignet sind Bäume aller Art und Gruppen von Sträuchern. Eine Unterpflanzung mit schattenliebenden Waldstauden und Farnen schützt vor Zugluft und sorgt für romantische Waldatmosphäre. Nährgrundlage für die Anzucht von Pilzen ist ein geeignetes Substrat. Vorwiegend kommen Strohballen zum Einsatz, doch auch kompostierter Pferdedung und Holz werden als Grundlage verwendet. Die Anzucht von Braunkappen und Austernpilzen auf Stroh ist auch für Anfänger geeignet, da das Substrat nicht gesondert behandelt werden muss.

Auf Kompost wachsen vorwiegend Champignon, Schopftintling und Parasolpilz. Beim Holz sind es hauptsächlich Stockschwämmchen, Shii-take und Samtfußrübling. Geeignete Pilzbrut hält der Fachhandel bereit. Wenn die Brut fast vollständig von dem weißen Myzel durchwachsen ist und angenehm würzig riecht, ist sie gesund und das Substrat kann damit beimpft werden. Dabei ist auf größte Sauberkeit und Sterilität zu achten, damit keine zusätzlichen Keime hinein gelangen. Das Substrat darf nicht austrocknen, aber es darf auch nicht zu viel Wasser nachgegossen werden.

Zum Schutz der Pilzkulturen empfiehlt sich ein Schneckenzaun, denn diese Tiere gehören zu den lästigsten Schädlingen. Das Aufstellen von Bierfallen bietet zusätzliche Sicherheit. Madenbefall beugt man vor, indem die Pilze rechtzeitig geerntet werden und keine Pilzteile auf dem Nährsubstrat zurückbleiben. Insektizide sind in der Bundesrepublik für den Pilzanbau nicht zugelassen. Auch sollte bei Neuanlage von Pilzbeeten wegen zu erwartender Bodenmüdigkeit der Standort gewechselt werden. Wenn keine Pilze mehr nachwachsen, sind die jeweiligen Substrate erschöpft. Diese werden bis auf den gewachsenen Boden abgetragen und sind für den Komposthaufen noch eine wertvolle Bereicherung.

Natürlich schmecken Pilze erntefrisch zubereitet am besten. Doch da es sich um ein leicht verderbliches Produkt handelt, ist die korrekte Konservierung von größter Wichtigkeit. Am bekanntesten ist das klassische Trocknen, dabei bleiben die Aromastoffe am besten erhalten. Weitere Methoden sind das traditionelle Einkochen und das Tiefgefrieren. Zu den eher weniger bekannten Verfahren gehören das Einlegen in Essig und Öl sowie die Herstellung von Pilzextrakt. Pilze sind eine gesunde, kalorienarme Delikatesse und für die moderne Küche unentbehrlich. Spezielle Zubereitungsarten und leckere Rezepte bereichern jeden Speiseplan. Heute ist uns bekannt, dass Pilze weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren gehören, sondern eine eigenständige Lebensform darstellen, die sich noch einige Geheimnisse bewahrt hat.