Comedy und Sketche

Fernsehen und Radio sind in den 70er Jahren immer mehr als Unterhaltungsmedien positioniert worden. Sendungen mit Sketchen haben im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine lange Tradition. Mit der Kultsendung “Klimbim” kam 1973 die erste Comedy-Show ins deutsche Fernsehen. Comedy oder Stand-Up-Comedy ist eine eigenständige Unterhaltungsform. Die Comedy im deutschsprachigen Raum orientiert sich an den amerikanischen Vorbildern. In den USA, wo es keine staatlichen TV- und Radioprogramme gab und gibt, spielten Unterhaltungsformate schon immer eine wichtige Rolle. TV- und Radiokomiker waren damals schon nationale Stars. Die Comedy ist eine Kleinkunst, die vor allem in Varietés aufgeführt wurde. Im Gegensatz zum politischen Kabarett, verzichtet die Comedy auf die gesellschaftspolitische Kritik, aufgenommen und dargestellt werden meist alltägliche Dinge, die in witziger Form interpretiert werden. Künstler wie Otto Walkes waren die Vorreiter des Unterhaltungsgenres.

Mit der Zulassung privater Sender in den 80er Jahren kamen vermehrt Unterhaltungsprogramme in die Medien. Das private Fernsehen nahm zuerst den Trend auf und produzierte zahlreiche Comedy- und Sketchformate, auch deshalb, da die Produktionskosten im Vergleich zu anderen gekauften oder journalistisch geprägten Sendungen relativ günstig sind. Man konnte viel Programm für wenig Geld produzieren und By the way die Zuschauer noch gut unterhalten. Vor allem in den 90er Jahren wurden die Unterhaltungsformate immer prägender im Fernsehen und im Radio. Heute gehören Comedy-Shows zum alltäglichen Programm auf fast allen privaten Sendern.

Mit der zeitgleichen Privatisierungswelle im deutschsprachigen Radioraum wurde ein neuer Konkurrenzkampf, um die Gunst der Hörer eröffnet. Langsam kamen immer mehr Unterhaltungselemente bei Wortbeiträgen ins Radio. Die ersten Morning-Shows nach amerikanischen Vorbild wurden ins Radio gebracht. Gute Laune im Radio schon in den frühen Morgenstunden wurde zum Programmdogma vieler Sender. Die Interaktion zwischen Moderatoren und Hörern hat sich seit dem immer weiter entwickelt. Die Comedy im Radio, zumindest im deutschsprachigen Raum, ist sehr geprägt vom süddeutschen Radiosender SWR, bzw. dem damaligen SWF. Die Comedy von SWF3 wurde schnell zum Kult. Moderatoren und Redakteure kreierten Comedyfiguren, wie Else Strathmann, Knut Buttnase oder Werner Chibulsky. Der Schwarzwaldelch ist bis heute noch das Maskottchen des Senders. Vor allem auch die Comedy mit Gags von Andreas Müller wurden zum Vorbild für viele Comedys in privaten Radiosendern.

Die Weiterentwicklung der Comedy im Radio kam mit der Einbindung der Hörer. Über Telefon wurden Hörer mit Situationen konfrontiert, die sie zum Verzweifeln brachten, und anschließend von Moderator entspannend aufgelöst wurden. Mit dieser Art der Live-Comedy gingen die Radiosender ein großes, aber doch kalkulierbares Risiko ein. Der Live-Comedy-Charakter im Radio und dem Fernsehen hat sich seitdem stark verändert. Das Genre der Komiker ist heute ein sehr Kommerzielles geworden. Sketche und Comedys lassen sich heute über Vermarktungsketten gut im Markt positionieren. Auch fand in den letzten Jahren eine Annäherung zwischen Comedy und anderen “seriösen” Kleinkünsten statt. Comedy ist heute als erwachsene Kunstform etabliert und wird nicht mehr als eine sinnlose Aneinanderreihung von witzigen Darstellungen wahrgenommen. Viele Künstler aus anderen Unterhaltungsbereichen übernehmen Stilelemente der Comedy.

Im Internet hat sich die größte Bühne für Comedy und Stand-up-Comedy entwickelt. Viele Menschen nutzen das Medium, um sich öffentlich darzustellen. Es hat sich über das Internet ein eigenständiger Bereich der Comedy entwickelt, die keinen Regisseur kennt und vom User nach Lust und Laune konsumiert wird. Die Web-Radio-Generation wird in den nächsten Jahren ganz maßgeblich die Entwicklung des Radios prägen. Interessante Inhalte werden sich immer mehr durchsetzten und die Individualisierung des Mediums wird die Zukunft bestimmen.