Astrologie

Der Mensch hat sich wahrscheinlich schon seit Anbeginn der Zeit mit den Sternen beschäftigt. Die frühesten Zeugnisse einer Beschäftigung mit den Sternen liefern die Stufenpyramiden der Sumerer im Ur und Uruk. Aber auch eine astrologische Nutzung von Stonehenge in Südengland wird in der Archäologie diskutiert. Die Menschen erkannten früh, dass die Gestirne in Zusammenhang mit Ereignissen auf der Erde stehen und damit Einfluss auf ihr Leben hatten. So richtete man im 3. Jahrtausend vor Chr. Stonehenge auf den Mittsommertag aus, um die Jahreszeitenwende und den Zeitpunkt von Saat und Ernte zu bestimmen. Zur gleichen Zeit erstellten die Ägypter ihren ersten Kalender. Sie erkannten den Zusammenhang zwischen dem Aufgang des Sirius und des überlebenswichtigen Nilhochwassers. Über diese astronomischen Beobachtungen hinaus kam bald der Verdacht auf, dass die Sterne Einfluss auf das Schicksal einzelner Menschen haben.

Die Stockwerke der Stufentempel in Ur und Uruk symbolisierten die sieben Planeten, Mond, Sonne, Venus, Merkur, Mars, Jupiter und Saturn und ermöglichten Priestern mit den Göttern zu kommunizieren. Die Pharaonen verstanden sich als Söhne der Isis, die wiederum Schwester und Gemahlin des Osiris waren. Astrologische Phänome hatten Auswirkung auf das Pharaonentum und die Politik Ägyptens. Die Ägypter entwickelten nach babylonischem Vorbild den zwölfteiligen Tierkreis, den Zodiak.

Über die Griechen kamen auch die Römer in Kontakt mit der Astrologie. Da Römer der Vorhersage der Zukunft ein großes Gewicht einräumten und verschiedene Wahrsageformen kannte, die Vogelschau oder das Lesen der Zukunft aus Eingeweiden von Opfertieren, erfreute sich die Astrologie bald großer Beliebtheit. Kaiser Augustus ließ sein Sternzeichen, den Steinbock, auf Münzen prägen. Über das römische Erbe fand die Astrologie Eingang in das Christentum. Das Verhältnis zwischen Christentum und Astrologie blieb jedoch ambivalent. Der Kirchenvater Hieronymos rückte die Astrologie in die Nähe der Dämonen, der Evangelist Matthäus streicht die Bedeutung des Sterns für die Weisen aus dem Morgenland hervor. So rückten seine astronomischen Beobachtungen Johannes Kepler in die Nähe der Ketzerei, wohingegen seine astrologische Tätigkeit von der Kirche nicht kritisiert wurde.

Nach astrologischer Auffassung haben die zwölf Tierkreiszeichen, Widder, Stier, Zwilling, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fisch bestimmte Eigenschaften. Diese Eigenschaften werden mit den vier Elementen, Wasser, Erde, Luft und Feuer, den zwei Geschlechtern und der Motorik, reaktiv, aktiv und labil verknüpft, woraus sich die primären Charakteristika ergeben. Über die Position der Sternzeichen zum Zeitpunkt der Geburt wird der Aszendent ermittelt, derjenige Punkt des Sternzeichens, der zum Zeitpunkt der Geburt gerade über den Horizont steigt. Daher sind die Sternzeichen nur Ausgangspunkt beim Erstellen eines Horoskops und gilt der Zeitpunkt der Geburt als so bedeutsam. Ausgehend vom Aszendenten wird der Deszendent bestimmt, der den Endpunkt des sogenannten Hauses darstellt. Die Häuser stellen verschiedene Lebensbereiche dar. Durch Kombination der Eigenschaften der Sternzeichen mit den Lebensbereichen der Häuser, gelangt man zum Horoskop. Da die Berechnung der Häuser, ihre Deutung und die Charaktereigenschaften der Sternzeichen je nach zugrunde gelegtem System voneinander abweichen, kommen auch die Horoskope zu verschiedenen Aussagen.