Nostradamus

Um die Herkunft des Propheten ranken sich zahlreiche Legende. So sollen seine Großväter beide Leibärzte des Königs René von Neapel gewesen sein. Tatsächlich war Nostradamus Großvater väterlicherseits, Pierre de Notredame, ein konvertierter Jude, der zum Katholizismus übergetreten war. Von Beruf war er Getreidehändler und Notar gewesen, wie auch Nostradamus Vater nach ihm.

Geboren am 14. Dezember 1503 in Saint-Rémy war Michel de Notredame das älteste von 17 Kindern. Seine Kindheit verbrachte er angeblich bei seinem Urgroßvater, Jean de Saint-Rémy. Nach dessen Tod kam Nostradamus zu seiner Tante nach Avignon, wo er 1518 ein Studium der Rhetorik aufnahm. Ein Jahr später brach jedoch die Pest aus und die Universität von Avignon schloss ihre Tore. Fortan verdiente Nostradamus als Apotheker seinen Lebensunterhalt. Unglücklicherweise war Nostradamus ein fahrender Apotheker, so dass sein Leben in jenen Jahren zum größten Teil im Dunkeln liegt. So soll er im Verlaufe seines Lebens Elsass und Lothringen, Deutschland und Italien bereist haben. Solche Wanderungen sind denkbar, aber da sie für Nostradamus nicht belegt werden können, bloße Spekulation. Sicher ist, dass Nostradamus 1529 in Montpellier versuchte Medizin zu studieren. Ein Jahr später wurde er aber der Universität verwiesen, weil er zuvor als Handwerker tätig gewesen war.

1533 lud der Humanist Julius Ceasar Scaliger Nostradamus nach Agen ein. Dort heiratete er die 14-jährige Henriette d’Encausse, die dem niederen Adel entstammte und mit der er zwei Kinder hatte. Agen sollte Nostradamus aber kein Glück bringen. 1535 verlor er seine junge Familie an die Pest, die Schwiegereltern stritten sich mit ihm um die Mitgift und 1538 wurde er auch noch vor die Inquisition geladen. Der Grund war ein Missverständnis, eine angebliche herabsetzende Bemerkung über eine Marien-Statue. Angesichtes der steigenden Spannung zwischen Protestanten und Katholiken in Frankreich keine Kleinigkeit. Die Anschuldigungen konnten ausgeräumt werden, aber Nostradamus nahm das zum Anlass, Agen zu verlassen.

1547 war ein einschneidendes Jahr im Leben Nostradamus. In diesem Jahr starb sein Vater und er heiratete die vermögende Witwe Anne Ponsarde. Durch seine Erbschaft und ihr Geld zu Wohlstand gelangt, ließ er sich in Salon-de-Provence nieder. Kluge Investitionen vergrößerten das Vermögen noch, so dass sich Nostradamus seinem schriftstellerischen Werk widmen konnte. Ab 1550 gab er die “Almanache” heraus. Die “Almanache” stellten einen landwirtschaftlichen Kalender dar, der sich aber eher an das des Lesen und Schreibens kundige Bürgertum richtete. Solche Kalender waren eine Vorform des heutigen Romans. In den “Almanachen” fanden sich die ersten Prophezeiungen aus der Feder Nostradamus. Sie galten immer für das jeweilige Jahr. Da er auf Französisch schrieb, erreichten sie eine große Verbreitung und begründeten Nostradamus frühen Ruhm. Fünf Jahre nach dem Erscheinen des ersten Almanachs erhielt Nostradamus eine Audienz bei Heinrich II. und seiner Gattin, Katharina von Medici. Obwohl er bei der Königin Eindruck hinterließ, hatte das Zusammentreffen für Nostradamus persönlich keine Konsequenzen. Angesichts der immer noch wachsenden Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken hatte der König andere Sorgen. Immerhin ermutigte es Nostradamus noch im selben Jahr seine “Prophezeiungen des M. Michel Nostradamus” herauszugeben.

Insgesamt umfasst das Werk 353 Prophezeiungen, die sogenannten Quartraines. Sie bestehen aus jeweils vier, kreuzweise gereimten Versen. Charakteristisch für die Quartraines sind Hinweise auf astrologische Konstellationen und nur wenige konkrete Zahlen- und Namensangaben. Seinem Sohn gegenüber gab Nostradamus an, seine Prophezeiungen würden bis in das Jahr 2242 reichen. Berühmte Prophezeiungen behandeln angeblich den Tod Heinrichs II. und den Aufstieg Hitlers. 1564 wurde Nostradamus Leibarzt des französischen Königs, Karl IX., aber da war er bereits schwer an der Gicht erkrankt. Am 2. Juli 1566 starb Nostradamus in Salon-de-Provence, wo er beigesetzt wurde.