Spiritismus

Der Spiritismus geht auf eine spiritualistische Lehre zurück, die für eine Verbindung zum Transzendenten, beziehungsweise zur Unendlichkeit steht. Im Sinne der Theologie bezieht sich Spiritualität auf die Ansicht, dass die menschliche Seele ihr Dasein einer göttlichen, transzendenten Instanz zu verdanken hat oder zumindest zu dieser Obrigkeit in einer besonderen Beziehung steht. Dabei akzeptiert der Spiritismus die anderen Religionen, solange diese auf der Ethik Jesu beruhen.

Eine Annahme des Spiritismus ist, dass mit Hilfe eines Mediums Kontakt zu den Geistern von Verstorbenen oder anderen nicht physisch-verkörperten Wesen aufgenommen werden kann. Das so genannte Medium fungiert dabei als Mittler und ist demnach in der Lage die durch Hellsehen oder Hellhören überbrachten Botschaften wahrzunehmen und weiterzugeben. Die durch das Medium empfangenen Nachrichten stellen die Grundlage des Spiritismus dar und gehen auf die Untersuchungen Allan Kardecs, dessen richtiger Name Hippolyte Rivail lautete, zurück. Dieser hat im Zeitraum von 1857 bis 1868 die überbrachten Botschaften gesammelt und dabei ihre Glaubwürdigkeit begründet, indem er feststellte, das Medien aus verschiedenen Ländern übereinstimmende Nachrichten überbrachten.

Durch Kardecs Recherchen entstanden fünf Bücher, die als Grundwerke des Spiritismus gelten und in 30 Sprachen übersetzt wurden. Das erste Buch ist das “Buch der Geister”, welches sich mit den Grundlagen der spiritistischen Lehre befasst. Im zweiten Buch, dem “Buch der Medien”, wird die Kommunikation über ein Medium erläutert. Im “Evangelium nach dem Spiritismus” werden die Evangelien diskutiert und Angaben zu einer möglichen Existenz menschlicher Wesen auf anderen Planeten gemacht. Im vierten Buch, “der Himmel und die Hölle”, ist eine akribisch aufbereitete Serie von Gesprächen mit Verstorbenen aufgeführt. Das letzte Buch setzt sich mit Religion und Naturwissenschaft auseinander und bezieht sich auf drei Hauptprobleme: den Ursprung des Universums und des Lebens, Wundern und Hellsehen. Sein Titel lautet “die Genesis nach dem Spiritismus”. Neben diesen und anderen Büchern veröffentlichte Kardec noch ab 1858 jeden Monat die spiritistische Zeitschrift “Revue Spirite”, die auch heute noch verlegt wird.

Kardec prägte den Spiritismus und verhalf ihm zu den verschiedensten Glaubenselementen. So glaubt man im Spiritismus beispielsweise an die Seelenwanderung. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Geister im inkarnierten und nicht inkarnierten Zustand existieren. Die Geister durchlaufen nach ihrer Erschaffung eine geistig-moralische Entwicklung, die stufenförmig aufwärts, aber nie abwärts, auf eine darunter liegenden Stufe, führt. Weitere wichtige Bestandteile des Spiritismus sind ebenfalls in der christlichen Lehre zu finden. So sind, wie auch im Christentum, Abtreibung, Todesstrafe, Selbstmord, Sucht und Euthanasie verpönt. Im Spiritismus sind Gebete nicht so wichtig wie das Handeln im Einklang mit der spiritistischen Lehre. Dennoch haben Gebete einen sehr hohen Stellenwert und das Vater Unser gilt sogar als vollkommenes Gebet. Sehr bedeutsam sind die so genannten Séancen. Während dieser Sitzungen wird die geistige Höherentwicklung angestrebt, wobei jeder als Medium tätig werden kann, denn diese Fähigkeit wird als natürliche menschliche Gabe betrachtet.

Besonderen Anklang findet die spiritualistische Lehre in Südamerika, wobei der Spiritismus in Brasilien am stärksten ausgeprägt ist. Allein dort hat diese Lehre 4,6 Millionen Anhänger. Weltweit sind es rund 15 Millionen Spiritisten.