Theosophie

Es war Ammonius Sakkas (gestorben 242 n. Chr.), der Begründer des Neuplatonismus im antiken Alexandria, der von Theosophie oder Gottesweisheit sprach. Es ging ihm um Erkenntnis höherer Welten. An seiner Person lässt sich eine häufige Erscheinung im Bereich der Theosophie erkennen. Erzogen als Christ, wandte sich Ammonius Sakkas der hellenischen heidnischen Philosophie zu.

Im Gegensatz zur nahe verwandten Mystik sucht die Theosophie nach einem geschlossenen gedanklichen System. Man könnte sie als rational gebändigte, in Begriffen aufgearbeitete Mystik bezeichnen. In den letzten Jahrhunderten traten viele Denker auf, die unter diese Kategorie einzuordnen sind. Zu ihnen gehören Jakob Böhme, Emanuel Swedenborg, Friedrich Christoph Öttinger, Franz von Baader oder Rudolf Steiner. Der Engländer William Blake bewegte sich ebenfalls an dieser Schnittstelle von Mystik und Philosophie.

Die Abwendung vom Christentum und die Hinwendung zur ´heidnischen Philosophie und Religion findet sich bei der Persönlichkeit, die heute vorzugsweise mit Theosophie verbunden wird. Helena Petrowna Blavatsky wurde 1831 in der Ukraine geboren. Mit 17 Jahren heiratete sie einen russischen General, den sie bald verließ. Genaue Angaben über das Leben Blavatzkys bis 1875 sind schwer zu finden. Klar ist, dass sie viel reiste, in Indien war und versuchte, nach Tibet zu gelangen. In Ägypten ging sie bei einem koptischen Magier in der Lehre. Zwischendurch erscheint sie als Zirkuskünstlerin und Gattin eines Opernsängers. In den USA traf Blavatsky, die ein gutes Medium war, auf einen spiritistischen Zirkel. Hier begegnete sie Henry Steele Olcott, einem Journalisten, der für die Entwicklung der Theosophischen Gesellschaft wichtig wurde. Die Theosophische Gesellschaft selbst wurde 1875 in Nachfolge eines Spiritistenzirkels um Blavatsky und Olcott gegründet. Ziel dieser ursprünglichen Gruppe war die Erforschung magischer Praktiken und Lehren. 1877 erschien mit ´Die entschleierte Isis das erste Hauptwerk Blavatskys. Die entschiedene Hinwendung zur indischen Religion geschah erst in den folgenden Jahren. Die Theosophische Gesellschaft hatte Kontakt zur Arya Samaj, einer indischen Gruppe, die sich der Erforschung der nationalen Religion und Philosophie widmete. Es kam sogar zu einer kurzzeitigen Fusion beider Gruppierungen. 1879 trafen Blavatsky und Olcott in Bombay ein, wo sie zum Buddhismus übertraten. In den folgenden Jahren lebte Blavatsky die meiste Zeit in Indien. In dieser Phase entstand mit ´Die Geheimlehre` ihr vierbändiges Hauptwerk. Laut Blavatsky diktierte ihr ein tibetischer Meister namens Djwal Khul den Text. Eine Affäre um angeblich materialisierte Zettel mit Informationen und eine schließlich entdeckte Geheimtür zwang Blavatsky wieder zu einer ihrer häufigen Fluchten. 1891 starb sie in London. Durch Streitigkeiten über die Besetzung von Ämtern kam es bald zu Abspaltungen innerhalb der Theosophischen Gesellschaft, so dass sich heute eine ganze Reihe von Gruppen dieser Bezeichnung bedienen.

Die Theosophie soll den Menschen nicht allein durch den Glauben, sondern auch durch Denken und Wissen zur Erkenntnis führen. Blavatsky selbst sprach von der Theosophie als Weisheitsreligion und Extrakt aller wahren Lehren aller Religionen. Eine andere Definition lautet: Theosophie ist die Erkenntnis der eigenen göttlichen Herkunft und Kraft des Menschen.