Traumdeutung

Traumdeutung ist die Interpretation des nächtlichen Bilder, Handlungen und Gefühle des Träumers durch einen Experten oder den Träumer selbst. In wissenschaftlichen Untersuchungen, die in extra präparierten Schlafstudios durchgeführte wurden, wurde klar nachgewiesen, dass jeder Mensch in einer normalen Schlafnacht von 7 bis 9 Stunden mehrfach Phasen hat, die durch deutlich schnelle Augenbewegungen (Rapid Eye Movements) gekennzeichnet sind. Die Schlafenden waren über Hautkontakt-Sensoren überwacht worden. Weckt man den Schlafenden kurz nach Beendigen dieser Phasen auf, dann kann er sich im Regelfall sehr gut an einen vergangenen Traum erinnern. Dies gilt auch für Leute, die normalerweise glauben, dass sie gar nicht träumen. Strittig innerhalb der Wissenschaft ist aber nach wie vor, welche Bedeutung die Träume für uns haben. Zwar sind einige Experten noch der Meinung das “Träume nur Schäume sind”, aber diese Position ist nicht mehr sehr stark, weil ja eine so zentrale Wesensart des Menschen, wohl nicht ohne Grunde den Jahrmillionen andauernden Evolutionsprozess überstanden hat.

Mit Sigmund Freund und der Gründung der Psychoanalyse hat die die Traumdeutung zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowohl im wissenschaftlichen wie im allgemeinen öffentlichen Diskussionsprozess zentral an Bedeutung zugenommen. Freud entwickelte die Traumdeutung, mit der er es schaffte, sowohl über das gesunde Verhalten als auch über psychische Erkrankungen, zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Für ihn waren Träume der “Königsweg” zu den sich im Unbewussten vollziehenden Prozessen. Vorwiegend handelt es sich bei Träumen um von äußeren Vorkommnissen unabhängige, seelische Konstrukte, die vorwiegend im Dienste der Selbsterkenntnis des Träumers stehen. Diese mögliche Selbsterkenntnis versuchte Freud zum zentralen Ansatzpunkt seiner Therapie zu machen. Über die freie Assoziation der Klienten aus den Inhalten des erinnerten Traums kann der Therapeut den Patienten dazu bekommen, sowohl spontane, als auch gezielt erklärende Einfälle über die Bedeutung der Symbole des Traumes zu gewinnen. Mit diesen zusätzlichen Informationen, kann der Therapeut dann die unter den Träumen verborgen gebliebene Botschaften ausfindig machen und dem Klienten als Erklärung vorschlagen. In der Auseinandersetzung über diese Erklärung werden die Neurosen des Patienten erfahr- und gestaltbar. Da man also hier einen Kommunikationsprozess in Gang setzt, der den Patienten zu selbstgewonnen Einsichten führt, wird deutlich, dass es zu platt ist, wenn man einfach simple Eins-zu-Eins Erklärungsmuster für Traumbilder behauptet. In diesem Sinne ist das populäre Freund Klischee (alles was hoch aufragt ist ein Phallus) deutlich zu korrigieren.

Carl Gustav Jung, ein abtrünniger Schüler Freuds, ist der zweite wichtige Vertreter der Traumdeutung. Er verstand den Traum als direkt deutlich werdende Gestaltung der inneren Wirklichkeit des Träumers. Jung prägte hier den Zentral-Begriff des kollektiven Unbewussten, eine Welt, aus dem alle Menschen gleiche Grundmuster gewinnen würden. Diese Grundmuster sind kulturunabhängig, gelten also in gleicher Weise für Menschen in allen Ländern der Welt. Damit wendet sich Jung von dem kommunikationsspezifischen Ansatz Freunds ab, und kehrt zum Bild der ewig gültig Traumbilder zurück, die vor Freund bestimmend für die Erklärung von Träumen war. Bisher ist es aber noch nicht gelungen, die empirische Gültigkeit der Bilder des kollektiven Unbewussten zu belegen.