Internet-Cafés

Das Silicon Valley in Kalifornien ist mit seinen zahllosen zum Teil weltberühmten Software-Unternehmen bekannt dafür, regelmäßig neue digitale Anwendungen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Das weltweit erste offizielle Internet-Café kommt jedoch nicht aus den Vereinigten Staaten, sondern wurde 1994 in London eröffent. Das “Cyberia” hat mittlerweile Kultstatus erlangt und der Zutritt erfolgt nur noch über vorzubestellende Eintrittskarten. Populär wurden die Internet-Cafés Mitte der neunziger Jahre zuerst in den USA, parallel zur massenhaften Verbreitung der Internetnutzung unter privaten Anwendern, der auch durch den so genannten Browserkrieg zwischen Netscape und Microsoft forciert wurde. In New York entstand seinerzeit das easyInternetcafé, inzwischen eine der größten Ketten mit Filialen auf allen Erdteilen. Eine andere Kette, easyEverythink, betreibt in Amsterdam eine Filiale mit über 500 User-Plätzen, die sieben Tage in der Woche rund um die Uhr geöffnet hat. Wer eine Speise zu sich nehmen möchte, bestellt diese direkt am Rechner und lässt sie sich an sein Terminal bringen. Neben den großen Ketten hat sich jedoch auch eine Kultur kleinerer Internet-Cafés herausgebildet. Oft bieten diese kleinen Läden weitere Dienstleistungen an wie günstige Telefonate ins Ausland, Nutzung von Faxgeräten und Druckern, Sicherung von Daten auf Datenträgern, Verkauf von Snacks und Getränken. Einige Anbieter profilieren sich beispielsweise durch das Zur-Verfügung-Stellen von vernetzten PCs, auf denen die User miteinander Online-Spiele praktizieren können. Nicht selten sind Internet-Cafés auch in Einkaufszentren, Schnellrestaurants, öffentlichen Bibliotheken, Vereinslokalen oder Eckkneipen zu finden. In Deutschland lässt die Massennutzung von öffentlichen Internet-Anschlüssen mittlerweile nach. Die Verbreitung von DSL-Anschlüssen in den privaten Haushalten hat stark zugenommen, die Verbraucher sind auf die öffentlichen Internet-Zugänge in den Cafés nicht mehr angewiesen. Gerade weil das Surfen aber zu einer Alltagsbeschäftigung geworden ist, boomen Internet-Cafés in den klassischen Urlaubsstandorten, wie den Balearen oder den Kanaren. Nach dem Strandbesuch und vor dem abendlichen Kneipenbummel noch einmal am Bildschirm die E-Mails abzurufen oder die Online-Ausgabe der heimischen Tageszeitung durchzublättern gehört mittlerweile zu einem Pauschalurlaub dazu. Auf den Web-Portalen der Reiseanbieter sind deshalb immer häufiger nach Regionen sortierte Verzeichnisse über die Standorte und den besonderen Charakter und die spezielle Dienstleistungspalette öffentlicher Internet-Cafés zu finden. Eine besondere Funktion haben Internet-Cafés in vielen kleineren afrikanischen Städten und Dörfern. Dort ist es für Jugendliche geradezu ein Statussymbol, ob jemand “plugged” oder “unplugged” ist, also Zugriff auf einen Internet-Anschluss hat oder nicht.

Eine vollkommen freie und gesetzlose Welt sind Internet-Cafés allerdings nicht. So verlangt das Gesetz, dass die Betreiber sicherzustellen haben, das User unter 18 Jahren keine jugendgefährdenden Inhalte betrachten können. Auch das Anbieten von Webgames ist nicht unproblematisch: Stellen Internet-Spiele den Schwerpunkt eines Internet-Cafés dar, stuft der Gesetzgeber die Einrichtung als spielhallenähnlichen Betrieb ein, der nur mit einer entsprechenden Erlaubnis betrieben werden darf. Das Zusammenführen gesellschaftlicher Gruppen, zum Beispiel auch im Seniorenbereich, aber auch die Funktion eines freien Zugriffs aufs Internet als unabhängiges und unzensiertes Informationsmedium macht allerdings deutlich, dass Internet-Cafés eine sozial nützliche Funktion ausüben.