Öffentlicher Nahverkehr

Der öffentliche Personennahverkehr ist eine der zentralen Mobilitätsstützen in Europa. Der durchschnittliche Teilnehmer legt fast zehn Kilometer mit den öffentlichen Transportmitteln zurück. Die Nutzung der Transportmittel verändert sich über Jahre nur sehr gering. Die Beförderungseinnahmen sind bei Eisenbahnen, Straßenbahnen und Omnibussen in den letzten Jahren ständig gestiegen. Vor allem die höheren Energiekosten sind hier eingerechnet. Private Unternehmen sind vor allem im Personennahverkehr tätig. Hier haben die privaten Unternehmen einen Marktanteil von rund 80 Prozent. Auf die Linien der größten Unternehmen fallen rund 50 Prozent des Fahrgastaufkommens. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist in Deutschland rechtlich geregelt durch das Gesetz zur Regionalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs. In fast allen Bundesländern wurde durch die Bahnreform in den 1960er Jahren, die Organisation des Nahverkehrs in die Verkehrskompetenz der Länder gelegt. Hier wurden vereinzelt auch Zweckverbände oder Kommunalverbände gegründet, die sich der Nahverkehrsorganisation annehmen. Teile der Deutsche Bahn Aktiengesellschaft werden zukünftig privatisiert. Durch die Wirtschaftskrise ist allerdings die Privatisierung verschoben worden. Bahnprivatisierungspläne sind dabei immer schon sehr umstritten gewesen. Vor allem in die Infrastruktur muss die Bahn in der Zukunft investieren. Auch die Qualitäts- und Servicesteigerung spielt beim Eisenbahndienstleistungsbetrieb eine wichtige Rolle.

Seit der Bahnreform ist vor allem der schienengebundene Nahverkehr besonders dynamisch gewachsen. Teilweise wurden seit der Zeit auch Linien wieder aufgenommen, die schon Jahre für den Personenverkehr stillgelegt waren. Vor allem durch die private Konkurrenz hat sich die Marktsituation verbessert. Stagnierende Zahlen weist der deutsche Personenfernverkehr seit Jahren auf. Die Deutsche Bahn hat hier quasi ein Monopol. Um den Fernverkehr besser unternehmerisch zu strukturieren, wurde von der Bahn eine hundertprozentige Tochtergesellschaft gegründet. Der Schienenpersonenfernverkehr wird über die Bahngesellschaft DB-Fernverkehr abgewickelt. Unternehmenssitz ist Frankfurt a.M. Über 14.000 Mitarbeiter sind für den Fernverkehr in Deutschland zuständig. Zu den deutschen Zuggattungen gehören der ICE, Intercity und EuroCity. Rund 1.200 Züge fahren täglich durch die Republik. Der Intercity-Express ist das deutsche Schienenflaggschiff der Bahn. Über die Hälfte der Fernreisenden nutzt heute den ICE. Im Jahr 2007 waren über 70 Millionen Reisegäste mit dem ICE unterwegs. In den nächsten Jahren werden weitere ICE-Züge gebaut, um das Leistungsangebot bei Schnellzügen zu verbessern. Beliebt sind die ICE vor allem wegen der Geschwindigkeit und dem Komfort in den Wägen. Mobilfunk und Internetnutzung gehören heute zum normalen Komfortstandart in den Zügen. Das Schnellzugsystem bindet bisher rund 180 ICE-Bahnhöfe ein.

Durch die besondere Siedlungsstruktur in Deutschland hält der ICE im internationalen Vergleich recht häufig. Europäische Schnellfahrstrecken, wo Geschwindigkeiten über 200 km/h gefahren werden können, gibt es vor allem in westlichem Europa, wie in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien oder Großbritannien. Rund zweitausend Kilometer stehen in Deutschland für Schnellfahrstrecken zur Verfügung. Um die Interessen der Fahrgäste in Deutschland unabhängig zu wahren, wurde Anfang der 1980er Jahre die gemeinnützige Organisation “Pro Bahn” gegründet. Die Organisation ist wiederrum Mitglied der Verbraucherzentrale Bundesverband. Die Verbraucherstellen werden Großteils über öffentliche Gelder unterstützt. Zwischen der Bahn und den Fahrgastinteressenverbänden gab es in der Vergangenheit zahlreiche öffentliche Streits, vor allem in Bezug auf die Tarifpolitik der Bahn. Die nationale Eisenbahnpolitik wird auch von anderen gemeinnützigen Organisationen tangiert, wie dem deutschen Bahnkundenverband. Fahrgastinteressenverbände gibt es auch in Österreich und der Schweiz, zum Beispiel in Österreich den Verein Fahrgast. Die Servicezufriedenheit der Kunden steht im Mittelpunkt der Bahnpolitik und der Verbrauchervereinspolitik. Bahnverspätungen stehen vor allem in der Kritik der Verbraucherverbände, die allerdings immer auch von der Bahn anders gesehen werden. Vor allem in diesem Punkt sind die regionalen Personennahverkehrsanbieter dem Staatsunternehmen voraus.

Die Bahn arbeitet allerdings seit Jahren an der Steigerung der Pünktlichkeit, die vor allem für Pendler sehr wichtig ist. Pünktlich ist eine Bahn generell, wenn sie nicht später als fünf Minuten ist. Die Deutsche Bahn hat heute einen Haftungskatalog, der sich auf Fahrten bezieht, die nicht am gleichen Tag fortgesetzt werden können. Die Eisenbahnverkehrsordnung kennt hierzu die rechtlichen Regelungen. Unter bestimmten Umständen können auch Fahrpreiserstattungen erfolgen. Es gibt unter bestimmten Umständen auch Reisegutscheine bei grenzüberschreitenden Bahnverspätungen in der EU. Ende 2009 gibt es neue EU-Regelungen zu nationalen und internationalen Zügen, die mit Fahrpreisentschädigungen einhergehen, wenn die Züge mit mehr als einer Stunde Verspätung eintreffen.